Lippe ist im Wandel und muss es auch sein: Je nach Sichtweise hat die Region vielfältige Probleme – oder vielfältige Chancen. Wir sehen die Herausforderungen positiv und haben in diesem Zusammenhang unter anderem schon Transition Town-Workshops in Bad Meinberg organisiert.

Als Teil dieser weltweiten Bewegung ist der Lippe im Wandel e.V. bereits seit 2014 aktiv. Zum Februar 2018 wurde nun mit Fördermitteln des Bundes ein offizielles Büro eröffnet. Worum es dabei geht erfahrt Ihr hier im Interview mit Henrik Hollensteiner vom Team der neuen Detmolder WANDEL-WERKSTATT.

Lieber Henrik, was hat es mit dem „Lippe im Wandel e.V.“ auf sich?

Der Verein hat sich 2014 als eine von tausenden weltweiten Transition Initiativen gegründet. Die Bewegung stammt aus England. Rob Hopkins, ein Permakultur-Lehrer, gründete 2007 die erste Transition Town Gruppe in Totnes.

Ursprungsidee von Transition Town ist das Reagieren auf Klimawandel, Ölabhängigkeit und dem Peak-Oil, also dem Ölfördermaximum, mit einem optimistischen Menschenbild und mit selbstverantworteten und ökologisch nachhaltigen sowie kreativen Lösungen. So kann Transition Town alles Mögliche sein, das sich mit derartigen Lösungen beschäftigt.

Wichtig ist nicht nur der Energiewandel, sondern auch der kulturelle Wandel als Ziel und Weg zugleich. In Detmold gibt es z.B. schon ein Repair Café, ein Lastenrad DELA oder auch solidarische Landwirtschaften SoLaWi in der Region zum Beispiel in Schlangen/Kohlstädt.

Vor circa anderthalb Jahren haben wir einen Antrag beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) für das Förderprogramm “Kurze Wege für den Klimaschutz“ gestellt, der nun bewilligt wurde. Somit gibt es seit Februar die WANDEL-WERKSTATT in der Friedrichstraße in Detmold.

Das ist eine Anlaufstelle für alle am Wandel Interessierten, wo Veranstaltungen stattfinden, Gruppen sich treffen können und alle herzlich eingeladen sind, vorbeizukommen und sich zu engagieren.

Was habt Ihr in den nächsten Monaten vor?

Wir möchten jeden Monat ein möglichst reichhaltiges Programm auf die Beine stellen. Im Februar starteten wir mit einem Vortrag zum Klimawandel und einem Workshop zum inneren Wandel. Der Vortrag, übrigens gehalten von einem Klimaforscher des GEOMAR Kiel, also einem Fachmann in dem Bereich, kann als Basis für alles Weitere gelten.

Auch der Innere Wandel ist ein zentrales Element von Transition Town, denn Wandel muss erst bei einem selbst, im eigenen Bewusstsein stattfinden, bevor er nach außen die volle Wirkung entfalten kann.

Weiterhin geplant sind Veranstaltungen zur Nachhaltigen Nachbarschaft am 15.2. und zum solidarischen Landwirtschaften (22.2). Daneben gibt es auch regelmäßige Termine wie z.B. die „Kreative Stunde“, ein zweiwöchig stattfindender Upcycling-Treff.

Für März wollen wir uns mit dem Artenschutz beschäftigen, uns um gesunde Nahrung kümmern, das Thema Peak-Oil erklären oder uns auch mit der Wasserproblematik beschäftigen, wobei das März-Programm noch nicht endgültig steht. Das jeweilige Programm ist auch auf unserer Homepage www.lippeimwandel.de einsehbar.

Grundsätzlich wollen wir uns den Themen Vernetzung, Mobilität, Ernährung, Abfall und Konsum, Nachhaltige Nachbarschaft, Ernährung und Landwirtschaft oder eben auch dem Inneren Wandel bzw. Bewusstseinswandel zuwenden.

Dabei spielt das Thema Vernetzung, also die Bündelung der Wandelenergie der lokalen Akteure für uns eine besondere Rolle. Alle interessierten und engagierten Menschen möchten wir also einerseits aufrufen sich bei uns zu beteiligen, aber auch mit den Ideen der eigenen Initiativen sich bei uns zu melden.

Warum engagierst Du Dich im Verein und in der Wandelwerkstatt?

Ich bin in Lippe aufgewachsen. Genauer gesagt in Donop. Nach dem Abitur und dem Zivildienst zog es mich dann hinaus in die weite Welt, zum studieren, für die Ausbildung, für die Arbeit oder auch für Auslandsaufenthalte.

Irgendwann packte mich der Ruf der „alten Heimat“ zurückzukehren. Durch mein Engagement beim Repair Café Detmold entstand dann der Kontakt zu Lippe im Wandel und dann tat sich mir auch die Möglichkeit auf dort als Mitarbeiter mit einer halben Stelle mitzuarbeiten.

Ich persönlich war immer wieder überrascht was ich aus der Ferne über Lippe hörte, und über die spannenden Initiativen, die dort entstanden sind. Als ich dann vor ca. anderthalb Jahren wieder zurück nach Lippe kam, wollte ich diese natürlich kennenlernen.

Und es ist für mich auch eine Herzensangelegenheit die Erfahrungen, die ich zum Beispiel beim Naturschutz-Studium in Eberswalde sammelte, wieder in meine alte Heimat Lippe zu tragen. Beziehungsweise einfach gemeinsam Erfahrungen zu teilen und Neues, Zukunftsfähiges hier in Lippe zu erschaffen.

Grundsätzliches Motiv ist auch der pure Wille, der rücksichtlosen Ausbeutung unseres Planeten nicht weiter ohnmächtig zusehen zu wollen und zu können, sondern mit kreativen Lösungen zu zeigen, dass ein anderes Leben möglich ist. Lippe im Wandel bietet dafür nicht nur mir die Möglichkeit.

Wenn ich das spannend finde, wie kann ich bei Euch mitwirken?

Niemand „sollte“ sich engagieren. Aber kann es. Wir glauben, dass die persönliche Begegnung elementar ist, nicht nur um sich gegenseitig kennenzulernen und Gedanken auszutauschen, sondern auch um (Wandel-) Prozesse einzuleiten. Bei jedem Einzelnen wie auch kulturell und gesellschaftlich gesehen.

Gerade deshalb sind wir so froh diese WANDEL-WERKSTATT nun geöffnet zu haben. Schon bei der Eröffnung hatten wir das Gefühl, dass Lippe und Detmold quasi nur auf einen solchen Ort gewartet haben.

Jeder kann sich beteiligen. Es liegt an uns allen und jedem persönlich ob wir zu einer zukunftsfähigen Lebensweise finden werden. Wir sind überzeugt davon, dass wir das nur gemeinsam erreichen können und werden. Insofern – kommt gerne vorbei!

Lieber Henrik, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch! Wenn Ihr die Wandel-Werkstatt kennenlernen wollt: Das Büro in der Friedrichstr. 15 in Detmold ist dienstags bis freitags jeweils von 16 bis 19 Uhr Uhr und samstags von 11 bis 14 Uhr geöffnet. Alle Infos und die aktuellen Veranstaltungstermine findet Ihr auf www.lippeimwandel.de.

(im Bild v.l.n.r.: Sabine Müller, Hubert Weismantel und Henrik Hollensteiner von Lippe im Wandel e.V.)